117 mm | 1/400 s | f5 | ISO 80 | Nikon Coolpix P7700 |
#Oktoberfest #Wiesn2024 #Muttergeschichten
Erleichterung
macht sich in München breit. Die einen sind vor allem froh, dass der
bsoffene Trubel und der Lärm vorbei sind. Die anderen freuen sich
darüber, dass trotz etwas geringerer Besucherzahlen und höherer Preise
mehr konsumiert wurde. Voll war es trotzdem, es gab 25,8% weniger
Straftaten und weniger Einsätze des Rettungsdienstes als im Vorjahr.
Friedlich und entspannt, lautet das Fazit des Wiesn-Chefs, und München
hat sich wieder von seiner "charmanten" Seite gezeigt. 😁
Ach ja.
Ein Griesgram ist, wer vor allem saugutes Marketing in all diesen
Berichten, äh, Statistiken sieht. Mehr Müll und mehr Energieverbrauch
bei weniger Gästen und zwei Tagen weniger O-Fest hängen wir jetzt nicht
an die große Glocke. Dass es keinen eindeutigen Wiesn-Hit gab, kommentierte meine Mutter heute so: "Die Leute wollen die Oldies hören!", und das ist ganz in ihrem Sinn.
Diesen Trend bestätigt auch der Focus:
"Im Gespräch mit den Wiesn-Kapellen zeigt sich, dass es vor allem die
„Evergreens“ der 1970er bis 1990er Jahre sind, die das Publikum
begeistern. Neben dem Soundtrack aus dem Film „Dirty Dancing“ von 1987
schallen oft Klassiker wie „Sweet Caroline“ (1969) oder „Narcotic“
(1998) durch die Festzelte." Rocktitel der 80er-Jahre seien ein
vergleichsweise neuer Trend, die bisher so beliebten Ballermann-Songs
seit zwei Jahren nicht mehr so angesagt. Den DJ-Ötzi Hit "Hey, Baby"
lieben die Leute immer noch, aber er wurde aus dem Programm der Kapelle
gestrichen, weil sie "mit der Zeit gehen wolle", erfährt man. Wenn man
keine gefährlichen Lieder spielt, dann gibt's auch keine
Maßkrugschlägereien zwischen FC Bayern und TSV 1860 Anhängern -
musikalische Gewaltprävention.
Meine Mutter hat sich heute noch einmal auf München.TV
die Zusammenfassung der besten Wiesn-Beiträge angeschaut, und stellte bedauernd
fest, dass sie gerne noch einmal in dieses Weinzelt hätte gehen wollen.
(Ja, sowas gibt's auch, nicht nur Bier! 😅) Da wollte sie immer hin, und sie versteht gar
nicht, wieso sie das früher nie gemacht hat... Aber jetzt ist es zu spät,
das schafft sie nicht mehr, meinte sie. Um sie aufzuheitern entgegnete ich:
"Ja wieso? Nächstes Jahr reservieren wir einen Tisch, und dann fahren wir dich
hin. Dann wirst du von den Johannitern ins Zelt gerollt, und der Markus
Söder kommt auch vorbei."
Ein Tête-à-Tête mit dem Markus ist
natürlich ein bisschen übertrieben, aber wenn sich meine Mutter wirklich
nochmal auf Oktoberfest bewegen ließe, würde ich tatsächlich alle Hebel
in Bewegung setzen, und beim König von Bayern eine Audienz - am besten
bei einem Schoppen Frankenwein - beantragen. Das wäre für unseren Kini
eine instagrammble Medienveranstaltung in Sachen Bürgernähe, also eine
'Win-Win'-Situation für alle. Wir könnten zusammen Major Tom singen,
oder 'Ein Bett im Weinzelt', in Abwandlung des Evergreens von Jürgen Drews. Der war tatsächlich selber da, und hat seinen alten Hit live gespielt! Die Mutter war begeistert.
"Eigentlich
müsstest du jeden Tag aufs Oktoberfest", sagte ich zu ihr.
"Jeden Morgen um zehn Uhr die erste Maß und dazu eine Breze", schlug ich
vor.
Ihre Augen leuchteten, vor allem bei der Vorstellung dieser
knackigen Riesen Wiesn-Breze.😋 Sie griff den Gedanken auf, meinte aber,
dass es dann schon eine richtige Breze sein müsste, nicht diese
Tiefkühl-Teiglinge aus China, die vor Ort nur noch aufgebacken werden.
Ich weiß gar nicht, ob es solche "richtigen Brezen" überhaupt noch gibt.
Da erscheint mir ein persönliches Treffen mit Markus Söder weitaus
wahrscheinlicher. 😜
Bei
der phantasievollen Visualisierung eines potenziell möglichen
Oktoberfestbesuchs zeigte sich, dass meine Mutter momentan wieder mehr Probleme
mit Namen hat. Mal war Söder der Schröder, dann fiel ihr nur "unser
König" als Umschreibung ein, und nach dem dritten erfolglosen Anlauf fragte sie mich:
"Wie heißt unser Landesoberster gleich noch?" Anschließend gestand sie
mir, dass sie sich am Wochenende zum ersten Mal in ihrem Leben total
vertan hatte.
"Gesichter konnte ich mir immer gut merken", erklärte sie, "aber am Samstag habe ich den Turner verwechselt."
Turner
bedeutet, dass ein Physiotherapeut bei ihr war, also einer, der mit ihr
Turnübugen macht, also ein "Turner" (nicht verwandt oder verschwägert
mit dem längst verstorbenen englischen Landschaftsmaler William 😅).
Die Physios kommen jetzt (auch) samstags, weil es geänderte Dienstpläne
und Arbeitszeiten gibt, dadurch kommen mehr und andere Therapeuten ins
Mutterhome. Um genau zu sein: das Personal wechselt sehr stark. Wo sich
bis vor einem halben Jahr nur ein bis zwei Leute abwechselten, sind es
jetzt vier bis sechs. Da kann man schon durcheinander kommen. Die meisten Therapeuten sind jung, männlich, südländischer
Typ, durchweg supernett, und alle mit Namen, die sich meine Mutter schon
dreimal nicht merken kann. Die Gesichter schon, jedenfalls bisher, so einigermaßen.
Sie
lachte, als sie mir berichtete, dass sie den Physio am Samstag erstaunt
mit den Worten begrüßt hatte: "Letzte Woche hattest du doch noch eine Glatze!"
Dieses
Mal hatte er eine schöne Frisur und einen Bart, und die Mutter war
zutiefst erstaunt, wie diese Haarpracht in einer Woche nachgewachsen
sein konnte. 😍
"Am Schluss haben wir beide gelacht", meinte sie, nachdem sich die Verwechslung aufgeklärt hatte.
Das bringt mich zur Überlegung, ob ich irgendwo einen Söder-Doppelgänger für einen
Hausbesuch auftreiben könnte, aber das wäre gemein. Es muss schon der
Echte sein, damit sich meine Mutter persönlich für das in Bayern
ausgezahlte Landespflegegeld bedanken kann, das es (erst) seit
2018 gibt. Das schenkt sie dann mir, also habe auch ich einen Grund,
mich zu bedanken. Tausend Euro Jahresgehalt, steuerfrei, find ich
richtig gut. 😂 Ich beklage mich inzwischen nicht mehr, weil ich eingesehen habe, dass meine Lehrjahre im verrückten Mutterhome schlichtweg unbezahlbar sind.
Auf dem Oktoberfest war ich heuer nicht, mein Foto ist aus dem Archiv #nachgereicht und stammt aus dem Jahr 2012. Aber das hätten Sie nicht gemerkt, oder? 😎
Weiterführende Links
- Wiesn-Bilanz 2024 - BR, muenchen.de
- Wiesn-Hit 2024 - Focus
- Jürgen Drews im Paulaner Zelt - muenchen.tv
- Tête-à-Tête - Wikipedia
- William Turner - Wikipedia
- Landespflegegeld - Bayerisches Landesamt für Pflege
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