Vorgestern habe ich das Fahrrad genommen, weil ich im Drogeriemarkt eine Menge voluminöser Hygieneartikel fürs Mutterhome einzukaufen hatte. Mein Rucksack sieht dann immer aus wie ein Astronautenkoffer, und was nicht reinpasst, kommt hinten auf den Fahrradkorb. Meinen schwarzen Pegasus nenne ich deshalb gerne meinen "Packesel".
Um mich selbst auf den bevorstehenden Haushaltstag einzustimmen, nehme ich nach dem Einkauf noch einen kleinen Umweg. Der führt mich durch die Isarauen und an einem Teich vorbei, an dem morgens die schläfrigen Enten mitten auf dem Weg ihr Nickerchen machen. Anschließend geht es über eine Fußgänger- und Fahrradbrücke über den Mittleren Ring. Um auf diese Brücke zu gelangen, ist eine Steigung zu überwinden. Egal aus welcher Richtung man kommt: es geht bergauf. Ohne Elektroantrieb ist diese Steigung je nach Tagesform und Gepäckvolumen mehr oder weniger strapaziös für Fahrradfahrende. Ich hatte schlecht geschlafen, also war die Tagesform eher mau, während ich hochstrampelte. Von der anderen Seite kam mir ein Radfahrer entgegen, der genauso schnaufte und strampelte wie ich. Er sah mich und meinen Packesel an, und rief: "Des schaff' ma!"
"Ja", rief ich zurück, "aber klar!"
Er fuhr weiter Richtung Westen, hatte den Scheitelpunkt der Steigung schon erreicht, und für ihn ging es danach wieder bergab. Ich musste nach Süden abbiegen und hatte noch zwanzig Meter Steigung vor mir. Mit seinem aufmunternden "Des schaff' ma!" ging es gleich viel leichter. Es hatte mir ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert.
Es war nicht dieses blöde "Wir schaffen das" aus dem Fernsehen, an das
ich mich in diesem Moment auch erinnerte. Es war eine Zufallsbegegnung von zwei völlig fremden Leuten, die gerade am Strampeln waren, und sich vorgenommen hatten, über diesen anstrengenden Berg zu kommen. Es ergab sich spontan, war authentisch und genau deshalb so besonders.
Wir haben es geschafft, und egal welche Steigung gerade vor Ihnen liegen mag: Ich wünsche Ihnen auf Ihrem Weg Menschen und Begegnungen, die Ihnen Mut machen, und die Sie an den Tagen mit schwerem Gepäck aufmuntern und anfeuern. Selbst wenn Sie am Strampeln und Schnaufen sind: Lächeln Sie zwischendurch so oft wie möglich. Man muss nicht Superman oder Superwoman sein, um andere aufzumuntern. Des schaff ma. 😎
Siehe auch: #Fahrrad, Halbzeit 2022: Und jetzt?, Michelangelo der Straßenkehrer, Der Unterschied, Unter der Gürtellinie, Bringt's was?, Der perfekte Moment, Lastenfahrradlastengefahr, Schreckgespenst, Etappenziele
Heute nachgereicht: Transportwesen, Pegasus, der Packesel
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