#TSV1860 #Muttergeschichten
Gestern Abend hätte ich "untenrum" gehen können, einfach die andere Route auf dem Nachhauseweg einschlagen, und dem ganzen Trubel ausweichen, der sich am und ums Stadion an der Grünwalder Straße ereignet, "wenn Spiel ist". Nein, es sah schon aus der Ferne so bombastisch aus, dass ich in übermütigem Wagemut die Treppen zur Westkurve emporschritt, nur um dort in den Gegenstrom aus Fußballfans zu geraten, die in Massen (nicht in Maßen) zu den Eingängen drängten, oder noch davor warteten. Eindeutiger Fall von "Spitzenspiel". Stellenweise ging gar nichts mehr, auf dem Mittleren Ring sowieso nicht, aber selbst für einheimische Anwohner, die zu Fuß gehend in die verkehrte Richtung wollten, war stellenweise Verharren im Steh-Stau angesagt.
So ein Bad in der Menge muss man mögen oder zumindest aushalten können. Ich hätte es ja anders und ganz entspannt haben können, wollte aber unbedingt Fotos von meiner Aussichtsbrücke machen: Im Mega-Stau sind die Lichter immer besonders bunt. Also: Ich bereue nichts. 😆 Es war alles friedlich, jedenfalls dort, wo ich mich hindurchschlängelte. Die berittene Polizei habe ich vermisst, aber irgendwo werden die schon gewesen sein. Die sind immer da, wenn so ein Ereignis stattfindet. Als Eskorte hätte ich sie gut brauchen können, und sei es nur, um eine Schneise durch die Menschenmassen zu pflügen. 😊
Dass man gleich zwei Fahrspuren einer Hauptverkehrsader für parkende Busse reserviert, damit die Fans der Dritten Liga hin- und wieder wegkommen, gibt's wahrscheinlich auch nicht überall. Das ist und war immer schon unser Stadtviertel-Feeling, inklusive Flutlicht im Wohnzimmer, Verkehrsinfarkt, Fangesängen, Feuerwerk und natürlich auch jede Menge Müll. ABER: Heute früh war schon wieder alles blitzblank! Das hat mich maßlos verwirrt, diesmal im positiven Sinn.
Ein paar Stunden zuvor hatte ich mit meiner Mutter noch eine kleine Fußball-Diskussion geführt. Im TV lief die Wochenendzusammenfassung der Erstliga-Ergebnisse, und ich vernahm, dass der FC Bayern gerade "abkackt", wie meine Mutter es in ihren Worten ausdrückte. Sie ist ja FC Bayern Fan, aber in letzter Zeit von ihrem Lieblingsverein ziemlich angepisst. Falls Sie diese derbe Wortwahl schockiert, sehen Sie es mir nach: Die Mutter hatte stilistisch vorgelegt, und es ist mein linguistischer Kunstgriff, im gleichen Jargon zu bleiben. 😅
Auf dem Fernsehbildschirm wurde die aktuelle Tabelle der ersten Bundesliga eingeblendet, und mein Blick streifte das obere Drittel eben dieser Tabelle: Der FC Bayern auf dem ersten Platz.
"Was hast du denn", fragte ich verdutzt, "die sind doch immer noch Tabellenführer."
"Ja, aber die haben in den letzten beiden Spielen Scheiße gebaut!", schnaubte meine Mutter.
"Ist es nicht normal, dass man auch mal schlechte Phasen hat", wagte ich einzuwerfen. "Nicht mal die beste Mannschaft der Welt bleibt jahre- und jahrzehntelang an der Spitze", erklärte ich, "und außerdem wollen andere Mannschaften auch mal gewinnen."
"Nein!", erklärte meine Mutter störrisch, nur um im nächsten Atemzug mit Nachdruck zu ergänzen: "Ich suche mir jetzt einen anderen Lieblingsverein!"
Das kann ich mir nicht so recht vorstellen, vor allem weil es gar keinen anderen Verein gibt, der so oft gewinnt, wie "ihre Bayern". Da wird sie lange suchen, und vielleicht auch Abstriche in ihrer hohen Erwartungshaltung machen müssen?
Unsere Diskussion erinnerte mich an meine Schulzeit: Wenn ich mit einer Zwei nach Hause gekommen war, hatte ich abgekackt.
"Das geht besser! Fang nicht an zu schludern!"
Es musste schon die Tabellenführung sein, wie beim FC Bayern. Vielleicht ist mir der TSV 1860 mit seinen Fans deshalb so sympathisch, obwohl ich mich für Fußball nicht besonders interessiere. Egal wie der TSV spielt, und egal in welche Liga er absteigt: Die Fans halten zu ihrem Verein. Sie haben natürlich auch Übung im Verlieren: "So ungemütlich wie das Wetter zum Spielende war, wurde es auch für die Löwen. Nach 1:0-Führung und guter Anfangsphase verspielt 1860 den Sieg gegen Dynamo Dresden in der zweiten Halbzeit."
Der Trainer wurde vor einer Stunde entlassen, wie ich gerade lese. Vielleicht sollte meine Mutter sich für die frei werdende Stelle bewerben. Aber ne, ist ja der falsche Verein. 😂 #Muttergeschichten
Stadtmöblierung bei Nacht Siehe Blaulicht |
Siehe auch: Singing In The Rain, Wow!, Eine magische Grenze, Eigentlich, Explosive Nachbarschaft, Gehen Sie nicht über Los!, Renovierungsbedürftig, Methodik, Westkurve, Blühfix, Hansestadt Rostock?, Zombie!?, Es ist wieder Stau, Nachts sind alle Katzen grau, Schweinderlmagie, Überschrift: Fußball
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