Alles blinkt und blökt

Manchmal weitet sich der Horizont, wenn wir ihn gezielt einschränken.

Schön, dass Sie hier sind. Heute möchte ich Ihnen trotzdem einen Artikel empfehlen, der woanders zu finden ist. Darin geht es um das Phänomen der medialen Überfrachtung und des "Aufmerksamkeitsdiebstahls". 

Vielleicht haben Sie manchmal - oder ganz oft? - das Gefühl, dass Sie etwas verpassen oder sofort reagieren müssen, wenn Ihr Smartphone Benachrichtigungstöne von sich gibt. Da kommt man kaum noch zur Ruhe, und irgendwie gar nicht mehr "zu sich selbst".
Wann haben Sie zuletzt ein Buch gelesen? Wie lange dauert es im Durchschnitt, bis Sie bei einer Aufgabe, die eigentlich Konzentration erfordert, unterbrochen werden?
Unsere Aufmerksamkeit wird (...) fremdbestimmt, ob in mobilen Spielen, Service-Apps, Nachrichtenseiten, alles blinkt und blökt, um uns am Interessiertheitsverlust zu hindern, die Form und Mechanik so manipulativ wie Erobernde, die den Kolonisierten im Tausch für Rohstoffe wertloses Katzengold anbieten", schreibt die Zeitungswissenschaftlerin Samira El Ouassil in ihrer Kolumne auf übermedien.de. Die Lösung: Wir müssen lernen, Dinge nicht wissen zu wollen. 

Die Abgrenzung vom medialen Überangebot ist gar nicht so einfach, denn "ganze Technikkomplexe arbeiten mit der manipulativen Magie von Addictive Design, Gamification und Nudging daran, so unbemerkt wie möglich unsere Aufenthaltsdauer auf Seiten zu erhöhen", denn "Aufenthaltsdauer und Aufrufzahlen sind die Quoten des Internets". 

Viele Internetangebote sind "nicht relevant", dieser Blog gehört dazu. Im Jahresrückblick von Oli, der seinen Blog Shashin-DO aus privatem Interesse betreibt, habe ich gelesen, dass er die Zugriffszahlenstatistik abgeschaltet hat. Cool! Das kann ich hier bei blogspot nicht, aber ich muss die Statistiken auch nicht dauernd anschauen. Wenn ich Sie mit meinen Beiträgen unterhalten, mit meinen Fotos oder den weiterführenden Links inspirieren, informieren oder erfreuen kann, dann freut mich das.
Natürlich interessiert es mich, ob sich irgendjemand für die Beiträge interessiert, die ich mehr oder weniger täglich veröffentliche. Auch wenn es nur drei Leute wären, die ab und zu hier vorbei schauen, würde ich weitermachen. Im Hintergrund schreibe ich ja auch noch andere Texte und mache Bilder, die gar nicht fürs Internet gedacht sind. Es macht mir einfach Spaß; es ist wie Bücher lesen, Filme gucken oder Snooker-Meisterschaften verfolgen. 😀 

Was ist Ihnen (wirklich) wichtig?
Anders gefragt: Was tut Ihnen gut, was raubt Ihnen Zeit und Energie?
Für all die Dinge, die  mir gut tun, hätte ich kaum Zeit, wenn ich über Gebühr im Netz herumsurfen oder irgendwelchen Influencern folgen würde. Mit dieser Einstellung entgeht mir sicher einiges, aber ich muss auch nicht alles wissen. Mit dieser selektiven Ignoranz fahre ich ganz gut: Die wichtigsten Nachrichten erreichen mich trotzdem, oft Tage später und um fünf Ecken. Eine gut recherchierte Dokumentation ziehe ich den Dreißig-Sekunden-Nachrichtenhäppchen schon lange vor, und bei der Wettervorhersage ist mir die Großwetterlage wichtiger als der Hinweis, ob ich an diesem Tag einen Schirm mitnehmen muss. Das sehe ich meistens, wenn ich aus dem Fenster schaue. 😉
Übrigens: In meiner geliebten Snooker-Welt hat es unlängst einen Riesen-Skandal gegeben, aber die Geschichte erzähle ich erst, wenn sie gründlich ausrecherchiert ist.

Jetzt können Sie zum Artikel bei übermedien.de weiter surfen, hier im Blog weiter stöbern, bei Oli's shashindo.de vorbeischauen - oder tun Sie irgendetwas anderes, vielleicht sogar "offline"?!

Siehe auch: Appsala, Noppensocken, Dazulernen, Rückzugsorte, Freifläche, Erfahrung, Zeit, Reizüberflutung, Waldbaden, Teuflisch gut, Manipulationstechniken, die Sie kennen sollten, Kennen Sie den?, Sleepshirt oder Business Jogger?, Des Kaisers neue Kleider, Arbeit ohne Sinn, Warum ich Snooker liebe, Vollmondpfosten, Die Löffelliste, Takeo Ishi jodelt