Freitag, 5. Mai 2023

Wer ist schneller?

1000 mm |  1/25 s |  f5 | ISO 1600 - Nikon Coolpix P1000

 

Blumenvollmond nennen die Algonkin den Vollmond im Mai. Algonkin oder Algonquin beschreibt einen aus zahlreichen Lokalgruppen bestehenden Stamm nordamerikanischer Ureinwohner, der heute zu den First Nations of Canada – den indianischen Völkern Kanadas – gezählt wird. Im Deutschen sprechen wir vom Wonnevollmond, weil der Mai als Wonnemonat gilt. Diesem Ruf wurde der Anblick heute früh absolut gerecht, wenngleich man bei meinen Bildern nicht direkt von "Wonnefotos" sprechen kann. 

Dass heute Nacht wieder Vollmond sein würde, wusste ich. Vor dem Einschlafen hatte ich noch gedacht: guckste mal aus dem Fenster. Wenn der Himmel ausnahmsweise klar sein sollte, ist es bestimmt hell, und du wachst garantiert irgendwann auf. Pustekuchen. Ich habe geschlafen wie der sprichwörtliche Bär, tief und fest. Dabei heißt es, dass man bei Vollmond ganz schlecht schläft. Das gilt wohl eher für den Klima-Michel

Um fünf Uhr morgens wurde ich wach, der Himmel im Osten hellte sich gerade auf. Die erste Frage an Vollmondterminen lautet: Wo isser? Wir können den Mond nicht immer sehen, denn das Gebäude, in dem wir wohnen, steht blöd für Mondsüchtige wie mich. Für einen unverstellten Blick aus dem Fenster ist der Winkel oft zu steil, der Mond wandert des Nachts direkt über das Haus. Erst wenn er untergeht, kommt er in Sichtweite. Dort sind meine Baumfreunde im Weg, und die werden jedes Jahr höher. Es war also klar, dass keine Perfektionistenfotos möglich sind, höchstens wieder "impressionistische Spontanbilder".
Das Spekakel aus Blau, Orange und Rosarot war definitiv beeindruckend, aber mein Objekt der Begierde beinahe weg. Die Szene sah eher aus wie ein Sonnenauf- oder -untergang, weil der Mond ungewöhnlich orange leuchtete, und viel größer aussah als sonst. Dabei ist der richtige Supervollmond des Jahres erst im August fällig. Lohnt sich als Motiv prinzipiell, aber... Wer ist schneller, der Mond oder ich?

467 mm |  1/4 s |  f5 | ISO 1600 - Nikon Coolpix P1000

 

Erst musste ich noch ins andere Zimmer rennen, um mir die Kamera zu schnappen, und dann wieder zurück auf den Balkon. Mondstand plus Erdrotationsgeschwindigkeit ergab: Du hast ungefähr 80 Sekunden Zeit, bis der Mond vollständig hinter der herrannahenden Wolkenfront abtaucht. Ich bin also schnell gerannt. Für fünf Uhr morgens in schlaftrunkenem Zustand war das eine echte Meisterleistung. 😆

Wenigstens war der Balkon heute kein Gefrierschrank. Ich bin sogar noch auf einen Stuhl gekraxelt, um eine halbwegs vernünftige Perspektive zu erhaschen. Das ist bescheuert, weil im Haushalt die meisten Unfälle passieren, aber auch lustig - so aus der Perspektive von außen. Gut, dass die meisten Leute um diese Zeit noch schlafen, und nicht gucken, wenn durchgeknallte Freaks mit Monsterkameras auf dem Balkon Verrenkungen machen. 😅 Schon aus Sicherheitsgründen sollte ich meine fotografischen Mondmissionen besser planen. Andererseits gilt Murphy's Law: Wenn ich perfekt vorbereitet bin, machen mir Nebel oder Regen einen Strich durch die Fotorechnung. Also setze ich weiterhin auf den Improvisationsmodus. Das ist mir sowieso lieber, den Zufall lasse ich gerne mitspielen.

320 mm |  0,8 s |  f5 | ISO 800 | -2/3 LW - Nikon Coolpix P1000

 

Gelegenheit verpasst? Der Mond kommt wieder: Den Supervollmond gibt's am 1. August 2023 um 20:31 Uhr MESZ. Die geringste Entfernung zur Erde hat er am 02. August um 07:52 Uhr MESZ. Das sind zivile Uhrzeiten, da sind die meisten Leute wach. Ob das Wetter dann mitspielt, werden wir sehen. 😁

Siehe auch: Morgendliche Mondmission, Mikromond, Apfelsinenmondernte, Mondfänger, Lauschen, Mondlandung, VollmondpfostenWetterballon? oder gleich alles mit  #Mond, Der Klima-Michel

Weiterführende Links

Keine Kommentare: