Mittwoch, 28. Juni 2023

(Wie) Geht das?

#Steine  in  #Balance

Das geht so nicht. Doch, das geht. Das sieht man ja. 😆
Aber wie geht das?

Am vergangenen Wochenende war ich in einem sehr schönen Seminarzentrum, in dem auch diese Steinsäule stand. Wenn Sie selbst schon einmal ein Steinmännchen gebaut haben, wissen Sie, dass es gar nicht so einfach ist, Natursteine so aufeinander zu schlichten, dass sie im Gleichgewicht bleiben. Der schwarz gestreifte Stein im unteren Bilddrittel müsste schon ganz besondere physikalische Eigenschaften haben, um den Turm in Balance zu halten. Das geht so nicht, aber die Steinskulptur steht trotzdem sicher und stabil im Raum. Wie geht das?

Zauberei?
Es ist keine Magie, sondern, wie so oft, eine gelungene Illusion, die im obigen Foto durch den engen Bildausschnitt erzeugt wird. Sie sehen nicht das ganze Objekt. In Wirklichkeit handelt es sich um eine dekorative Skulptur, alle Steine haben Bohrungen, und eine Metallstange fungiert als Rückgrat.
Neben einem reichen Fundus an schönen Steinen braucht man fortgeschrittene handwerkliche Fähigkeiten und das passende Werkzeug, um sich so eine Skulptur selber zu basteln. Das Prinzip dahinter ist simpel.
Zaubertricks und Taschendiebstähle funktionieren auf ähnliche Weise, weil Illusionisten die Aufmerksamkeit des Publikums steuern, und dafür sorgen, dass niemand an die Stelle guckt, an der das Wesentliche passiert. Und schwupps, schon sitzt das Kaninchen im Hut, wo vorher keines war, oder die Armbanduhr ist weg. So hat David Copperfield 1983 die Freiheitsstatue in New York verschwinden und wieder auftauchen lassen. Ablenkung ist die wahre Magie, Geschicklichkeit und gutes Timing sind unerlässlich. Manchmal sind es auch die Bühnentechnik oder Doppelgänger, die bei der perfekten Illusion mithelfen. Auch wenn wir wissen, dass es ein Trick ist - es fasziniert, und es kommt auf das dabei empfundene Gefühl an: Wow! ... oder Oha!

Steinmännchen sind böse
Bei der Recherche bin ich heute auf einen Artikel über Steinmännchen gestoßen, der nicht nur deren Ursprung und Bedeutung erklärt, sondern auch eine hoch aktuelle Frage aufwirft: Schaden sie der Umwelt? Lachen Sie nicht. Es gibt Leute, die der Ansicht sind, man solle keine blöden Steinmännchen bauen, nur um sie zu fotografieren. Das klingt erst mal lächerlich und überzogen, aber wie so oft gilt: Die Dosis macht das Gift. Wenn Heerscharen von Instagrammern ausrücken, um alle an der gleichen Stelle Steinmännchen zu bauen, und drumherum alles zertrampeln, sieht's hinterher aus wie in einem Steinbruch. Da will man als Spinne oder als Eidechse nicht länger wohnen. Das gilt übrigens auch für Einheimische in malerischen Orten, die sich zu überlaufenen Touristen-Hotspots entwickelt haben, und Partymeilen im urbanen Raum. 😟

Religion und Aberglaube
In Tibet huldigt man mit Steinmännchen den guten Geistern und erklärt den bösen Geistern durch die Wegmarkierung, dass sie ab hier unerwünscht sind. Ob das funktioniert?
In einem US-amerikanischen Nationalpark hatte man vor Jahrzehnten eine geniale Idee, wie man die Millionen von Touristen daran hindern könnte, Steine (versteinertes Holz) als Souvenir mitzunehmen: Das bringt Unglück! Tatsächlich gab es im Besucherzentrum eine Ecke mit Steinen, die von Touris aus aller Welt mit wortreich per Brief dargebrachten Entschuldigungen zurückgeschickt worden waren. Man habe die Warnung auf die leichte Schulter genommen, und sei seither so vom Pech verfolgt, dass man nun sichergehen wolle, dass die Steine an ihren Ursprungsort zurückkehren. Ja klar, wenn die Steine nach fünfzig Jahren alle weg sind, hat sich das mit dem Nationalpark erledigt. Die Menge macht's. Aberglaube wirkt nicht bei jedem, und mittlerweile ist man zu drakonischen Strafen übergegangen (>Petrified Forest Nationalpark).

Steinwüsten
Nicht nur die Steinwüste in Arizona leidet, auch die modernen urbanen Steingärten sind in Gefahr. In Bremen werden die "Gärten des Grauens" jetzt per Satellit und KI geortet und kartografiert, damit sie langfristig aus dem Stadtbild verschwinden. Eine neue Verordnung ist dort in Planung, und das gefällt nicht jedem Hauseigentümer. Ich sag's mal so: Wer sich ein Haus mit Garten zulegt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass deren Pflege (ziemlich viel) Arbeit macht. Mir reicht schon der Balkon, auf dem meine Mutter nicht weniger als vier Kastanienbäume groß gezogen hat. Die sollen dort, ihrer Ansicht nach, auf immer und ewig stehenbleiben, und dürfen keinesfalls getrimmt werden. Bevor der Gebäudestatiker einschreitet, werde ich  mir einen Kunstgriff à la Steinsäule ausdenken. Geht schon irgendwie... ansonsten muss David Copperfield nachhelfen. 😅

Siehe auch: Heute schon gezaubert?, Kansas City Shuffle, Töne sichtbar machen: Kymatik, Manipulationstechniken, Jadegrün, Isarstrand, Modernes Schamanentum, Wintersonnenwende, Sonn(en)tag, Bionik: Das Genie der Natur, Klimmzug

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