Mittwoch, 19. Juli 2023

Handarbeit

#Makramee  #Macramé  #ornamental

Als ich dieses Motiv entdeckte, musste ich sofort an den Handarbeitsunterricht in meiner Schulzeit denken. Dann kam auch noch der Torsten Sträter daher und erwähnte unlängst die Makramee-Eule: Gefundenes Fressen.

Das Wort "Handarbeit" hat mehrere Bedeutungen, und steht unter anderem für Produkte, denen eine besondere Qualität zugeschrieben wird. Sie sind von Menschenhand, oft ohne, oder nur unter geringem Einsatz von Maschinen hergestellt, und heben sich allein dadurch von industrieller Massenware ab. Ob sie wirklich besser sind, ist eine Frage der individuellen Ausführung.

Der Begriff Manufaktur im Sinne von „Handfertigung“ hat in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt. Waren aus einer Manufaktur werden mit hoher Qualität, Luxusgegenständen und Exklusivität verbunden und sind deshalb "hochpreisig" - anderes Wort für außerordentlich teuer.  

"Handarbeiten" wiederum war das Schulfach, in dem Kinder und junge Teenager genötigt wurden, sich bestimmte grundlegende handwerkliche Fähigkeiten anzueignen. Ich habe nichts gegen handwerkliche Fähigkeiten, aber den Unterricht habe ich auf weiten Strecken gehasst.

Rollenverteilung
In den 1970ern war ganz klar: Mädchen mussten nähen, sticken, häkeln und stricken lernen, die Jungs durften (oder mussten) hämmern, sägen, schrauben und schnitzen. Ich fand das zutiefst ungerecht. Zehn Jahre später lernte mein kleiner Bruder in der Schule ebenfalls stricken. Mittlerweile ist das alles eins: Wikipedia leitet mich vom Handarbeitsunterricht gleich weiter zum Werkunterricht, in dem es nicht ums Basteln, sondern um das Erlernen handwerklicher Fähigkeiten geht, inklusive Elektrotechnik. Ein Fortschritt!

Wenigstens hatte ich früher meinen älteren Cousin, der mir beibrachte, wie man ein Fahrrad repariert und mit Werkzeug umgeht. Das sind Fertigkeiten, die ich heute noch brauche und anwende. Tapezieren und Wände streichen habe ich von meiner Mutter gelernt, und von meinem Mann, wie man den WC-Unterputzspülkasten bändigt. 😅 Mein Mann kann auch mit einer elektrischen Nähmaschine umgehen, das beherrsche ich (noch) nicht.

Genauso schlimm wie Algebra
Ich weiß noch, wie ich als Elfjährige wutentbrannt den Jeans-Stoff in die Ecke feuerte, und mich vehement weigerte, im Handarbeitsunterricht einen angeblich per Lehrplan vorgeschriebenen Jeansrock zu nähen. Damals trug ich grundsätzlich keine Röcke, also warum? Topfhandschuhe brauchte ich als Neunjährige auch nicht. Die habe ich immerhin mit Mühe und Not an einer Schul-Nähmaschine zu Ende gebracht. Versetzung gefährdet wegen einer 5 in Mathe und einer weiteren 5 in Handarbeiten? Das durfte natürlich nicht sein.
Schlimmer hätten meine ersten Begegnungen mit dem "textilen Gestalten" nicht verlaufen können.

Muss man stricken können?
Nein. Muss man Makramee-Eulen knoten können? Nein. Das kann man alles machen, wenn man Freude daran hat. Dann lernt man so etwas auch in der Freizeit und aus eigenem Antrieb, und kann sogar wahre Meisterschaft in einer dieser Kategorien erlangen. Wenn man aber schon weiß, dass man bei sowas zwei linke Daumen hat, sollte man sich nicht unnötig quälen, und auch noch dafür benoten lassen müssen. Das wäre ein Anlass, sich vor dem Kultusministerium festzukleben. 😅
Was man im Alter von acht, zehn oder zwölf Jahren nicht mag, kann später immer noch zu einem Hobby oder gar zu einem Beruf werden. Kunsthandwerk gäbe es auch noch als Option. Wir sollten uns auch davor hüten, die Schubladen zu früh zuzumachen. 

Stricken kann ich mittlerweile sehr gut, auch wenn ich es schon lange nicht mehr getan habe. In den frühen 1980ern wurde es Mode, dann flaute die allgemeine Begeisterung ab, und flammte später wieder auf. Dieses Kommen und Gehen von Trends gilt auch für andere Handarbeits-Hobbies, wie das bereits erwähnte Makramee. Das ist eine orientalische Knüpftechnik, die sich in unserem Kulturkreis anscheinend auf dekorative Ornamentik ("Traumfänger"), Armbänder, Gürtel und Blumen-Ampeln beschränkt. Nicht zu vergessen die Eulen. Aber wer braucht die? Vielleicht finde ich - oder Sie - irgendwo ein Horizont erweiterndes Makramee-Anwendungsbeispiel?

Siehe auch: Sockenalarm, Sonnenblume aus Öl, Verstrickt, Fahrrad, Stadtentwicklung live miterleben, Bommelunder, Kindheitserinnerung, Irrationale Schlüsselfragen, Shoppen beim Universum, Wochenendspaß, Welches Schweinderl hätten S' denn gern?, Call of Duty, Materie bindet, Schnee, der auf Ceran fällt, Rückkehr eines Design-Klassikers

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