Samstag, 1. Juli 2023

Vergangenheit

#Wandmalerei  #Mural

Gehen Sie zu Ehemaligen-Klassentreffen? Da trifft man Leute, die man lange nicht gesehen hat, und vielleicht auch welche, die man gar nicht sehen will. Im Idealfall ist es eine entspannte oder gar freudige Angelegenheit. Unser Abi-Jahrgang war groß, ab der 12. Klasse gab es keine Klassenverbände mehr, sondern die damals neu eingeführte "Kollegstufe". Mit vielen ehemaligen Mitschüler*innen hatte ich schon damals keinen oder wenig Kontakt, andere wiederum kenne ich noch aus der Grundschule. Vor fünf Jahren waren auch Leute beim Treffen, die ihr Abi gar nicht, oder an einer anderen Schule gemacht hatten. Das fand ich richtig gut. Nach so vielen Jahren lernt man auch manche Ehemalige von einer neuen Seite kennen.
Heute ist es wieder soweit, und ich hatte überlegt, ob ich vorher nochmal durch das Dorf laufen soll, in dem ich meine Kindheit und frühe Jugend verbracht hatte. Nö. Keine Lust. Mich zieht da nichts mehr hin, und fotografische "Vergänglichkeitsprojekte" habe ich schon genug. 😅

Vor dem letzten Klassentreffen hatte ich mir viel Zeit genommen, und alle Straßen aufgesucht, in denen meine Mutter mit mir in wechselnden Familienkonstellationen jeweils eine Zeitlang gelebt hatte. Über die Jahrzehnte hinweg hat sich (auch) in diesem Ort so viel verändert, dass der räumliche Bezug zu den alten Erinnerungen schwindet. Die Welt dreht sich weiter. Lediglich die oben gezeigte Wandmalerei an einem Nachbarshaus wirkte auf  mich, als sei die Zeit stehengeblieben. Dieses Holzfällermotiv kenne ich, seit ich denken kann. Zum Zeitpunkt der Aufnahme sah es so frisch aus wie in meinen frühesten Kindertagen. Erstaunlich. Denkmalschutz? 😏

Es gibt einen schönen Newsletter von Afshin Amrani, den Sie unter bitte-einen-espresso.de bestellen können. Mehrmals pro Woche kommen Tagesimpulse zu verschiedenen Themen. Gestern war das Thema "Vergangenheit" dran, und das passt gerade ganz gut.

Afshin schreibt:
Es ist schön, seine eigene Lebensgeschichte zu kennen und daraus zu lernen.

Eines Tages müssen wir sie ziehen lassen, damit etwas Neues in unser Leben eintreten kann.

Das Wort "müssen" würde ich durch "können" ersetzen. Wenn man das Neue Willkommen heißt, kann das Alte gehen. Wir müssen auch nicht "die" Vergangenheit als Ganzes loslassen, sondern können es uns aussuchen: Welche Erinnerungen kommen in den Giftschrank, welche halten wir in Ehren, und welche neuen kommen hinzu? 😊 Jeder Tag ist ein Erlebnis.

Siehe auch: Das Ende einer ÄraPyramedial, Raumgreifend, Tanz mit der VergänglichkeitNeueröffnung, Ofenfrisch, Ins Museum?, Frauenplatz, Fotografisches Gedächtnis, Wie eine Fata Morgana, Heroisch, Photokatalytisch?, Alles bleibt anders, Unterhaltsam, Festplatten Feng-Shui

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