#Frühblüher #Natur #Frühlingsboten
"Es wurde Licht!", könnte man heute fast sagen. Endlich mal. Wenn Sie das Blümchen im Foto als Schneeglöckchen bezeichnen, bekommen Sie einen Eintrag im Klassenbuch, es sei denn, Sie sagen, dass es sich um ein falsches Schneeglöckchen handelt.
An dieser Blume ist prinzipiell nichts falsch, aber es ist eben kein Schneeglöckchen, sondern eine Frühlingsknotenblume. Das ist jetzt wieder so eine botanische Spitzfindigkeit, und genau das Richtige für Gscheidhaferl. 😏 Um die Verwirrung komplett zu machen: Diese Pflanze nennt man in manchen Regionen auch Märzenbecher, Märzbecher, Märzglöckchen oder Großes Schneeglöckchen. Vergessen Sie das am besten ganz schnell wieder. Das ist Volksmund, nicht Botanikersprech.
Merken Sie sich einfach, dass die Frühlingsknotenblumen einen runden
und kelchartigen Kopf haben. Die mit den mageren, länglichen Blüten sind die "richtigen" Schneeglöckchen und sehen so aus:
"Echtes" Schneeglöckchen (Galanthus) |
Schneeglöckchen enthalten den Wirkstoff Galantamin, der in der modernen
Medizin - synthetisch hergestellt - als Mittel gegen Demenz genutzt
wird, und das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit (möglicherweise)
bremsen kann. Essen sollten Sie die Blümchen trotzdem nicht. Davon
bekommen Sie Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.
Gelegentlich werden auch Kreislaufstörungen mit Schweißausbruch und
Benommenheit beobachtet. Wenn man das beobachten kann, muss man sich fragen, wer diese Dinger futtert und warum. 😆
Wie bei vielen Blumen ranken sich auch um das Schneeglöckchen einige Legenden. Wikipedia schweigt sich darüber aus, verständlicherweise, denn diese Stories sind wirklich totaler Humbug. So heißt es beispielsweise, dass dem Schöpfer der Welt die Farbe ausgegangen sei, als er sich anschickte, den Schnee zu erschaffen. Das kann ja wohl nicht sein, oder?
Dieser Dilettant meinte dann wohl, dass der Schnee einfach mal bei den Gräsern, Kräutern und Blumen herumfragen solle, ob er irgendwo ein bisschen Farbe abbekommen könnte. Als moderne Menschen wissen wir, dass ihn der Kerl einfach zu den Hunden hätte schicken können, die geben gerne Farbe ab, vor allem Gelb. Aber anscheinend waren die Tiere in der Schöpfungsreihenfolge erst später dran. Erst die pflanzliche Natur basteln, und danach das Viecherzeugs. Das ist bekanntermaßen ziemlich bunt, siehe Papagei, also muss die Farbe zwischenheitlich wieder nachgeliefert worden sein. Lieferengpässe waren wohl schon in der Schöpfungszeit ein echtes Problem.
Angeblich soll der ominöse Herr angesichts des Farbengpasses zum Schnee gesagt haben "Die Farbe kannst du dir selbst aussuchen. So einer wie du, der alles frisst, wird ja wohl etwas finden."
Kann es sein, dass dieser Typ den Schnee nicht so gerne mochte? Ich meine hier deutliche Mikro-Aggressionen herauszuhören. Dann hätte er sich das mit dem Schnee doch eigentlich ganz sparen können?! Schließlich ist er der Schöpfer, und kann machen was er will? 😅
Weil er vom Herrn keine Farbe bekam, ging der Schnee also zum Gras, zur Rose, zum Veilchen, zur Sonnenblume... um es kurz zu machen: Keine dieser schönen bunten Pflanzen wollte ihm Farbe abgeben. Stellen Sie sich mal vor, die Rose hätte Ja gesagt. Dann wäre unser Schnee heute rot oder pink. Das kann's ja auch nicht sein.
Die Legende erzählt weiter, dass nur das Schneeglöckchen Mitleid mit dem Schnee hatte. Dass es damals schon Schneeglöckchen hieß und nicht Hurzelpurz, ist ein markanter Fehler in der Zeitlogik jener Entstehungssaga. Das hätte jeder Lektor moniert, und angemerkt: Wieso heißt das Schneeglöckchen Schneeglöckchen, als es noch gar keinen Pakt mit dem Schnee hatte? Die Namensgebung kommt erst hinterher, vorher muss die Pflanze anders heißen, oder namenlos sein. Bitte korrigieren Sie das!
Der Schnee setzte sich also neben das weiße Glockenblümchen, und jammerte herum. Er war verständlicherweise frustriert, weil ihn die bunten Blumen und das grüne Gras so gemobbt hatten, und meinte, dass es ihm ergehen werde wie dem Wind: Der sei so böse geworden, weil man ihn nicht sehen könne. Daraufhin erbarmte sich das weiße Blümchen - vielleicht hatte es nur Angst vor der Rache des Schnees. Ob so oder so: Es schenkte ihm die weiße Farbe. Das ist noch so ein logischer Fehler, denn Weiß ist KEINE Farbe, aber jetzt wissen wir wenigstens, warum der Schnee weiß ist. Der lässt das Schneeglöckchen seither in Ruhe, weil es ihm die (Nicht-)Farbe geschenkt hat, und ist ein erbitterter Feind von bunten Blumen. Schön, dass wir das geklärt haben.
Wem fällt sowas ein? Wenn Sie den weiterführenden Links folgen, kommen Sie drauf. Hans Christian Andersen hat auch ein Märchen über das Schneeglöckchen geschrieben, der war's nicht. Ich würde Andersens Text nicht als eines seiner Meisterwerke bezeichnen, aber der Vollständigkeit halber habe ich den Link ergänzt.
Last but not least: Dem Schneeglöckchen wird in manchen Kreisen unterstellt, dass es in der Lage sei Thermogenese zu betreiben. Dafür gibt es laut Wikipedia keinen wissenschaftlichen Nachweis. Ich erkläre jetzt nicht, was das ist, damit Sie noch was zum Rätseln haben. 😁
Siehe auch: Hoffnungsträger, Glöckchen ohne Schnee, Folge den weißen Blümchen, Frostig, Reingemogelt, Er ist da!, Vom Wiederaufstehen, Die Größe ist entscheidend, Himmelsschlüssel?, Kätzchenblüte, Gscheidhaferl, Krasse Farben, Osterstrauß, Kalte Ostern 23, Nochmal nachgeMESSEn, Miesmäuliges Froschgesicht, Sonne, sechzehn Grad!, (Un)genießbar?, KI Support mit Bildanalyse
Weiterführende Links
- Frühlingsknotenblume - Wikipedia
- Schneeglöckchen - Wikipedia
- Sprachverwirrung um die Glöckchen - biogaertner.at
- Galantamin - Wikipedia
- Schneeglöcken-Fanseite, unter anderem mit
Legenden um die Schneeglöckchenentstehung - galanthomanie.de - Hans Christian Andersen - Das Schneeglöckchen (Märchen bei medienwerkstatt-online)
- Thermogenese - Wikipedia, beim Schneeglöchen: Wikipedia
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