#Frühblüher #Weide #Palmkätzchen #Weidenkätzchen
Diese Pflanze kennen Sie ganz bestimmt - es ist ja auch bald Ostern, und da gibt es üblicherweise Sträuße mit Weidenzweigen. An den Palmkätzchen kann man die Ostereier so schön aufhängen. In der Natur sind Bienen und andere Insekten auf diesen Frühblüher angewiesen, darum dürfen Weidenkätzchen nur geschnitten werden, solange sie nicht blühen. Das ist paradox, denn wenn man die Kätzchen vor der Blüte abschneidet, sind sie weg, und werden gar nicht erst zu Bienenfutter.
Warum das Weidenkätzchen Kätzchen heißt, hatte mir meine Mutter so erklärt: Die kleinen grauen Dinger am Zweig sind kuschlig weich, wie das Fell einer Katze, daher der Name. So einfach ist das, und es stimmt sogar - Wikipedia-geprüft.
Biologen wissen viel, aber auch nicht alles über die Weiden. Sie schätzen, dass es etwa 500 Arten gibt, danach haben sie mit dem Zählen aufgehört. Es sind einfach zu viele, und die vermehren sich kreuz und quer. Da kommt man einfach nicht hinterher, vermutlich wegen Zeit- und Personalmangel, und außerdem gibt es wirklich wichtigere Dinge zu erforschen. Wenn andere Arten schwinden, könnte man bei den Weiden weiterzählen, und die Statistik optimieren.
Wenigstens weiß man, dass nur fünf Weidenarten zu "mehr oder weniger stattlichen" Bäumen heranwachsen. Das Holz taugt nicht viel, darum sind sie für den Waldbau wirtschaftlich komplett uninteressant, auch wenn sie gut für die Biodiversität wären. Die Weiden wiederum stehen sowieso viel lieber in Auenwäldern, an Fluss- oder Bachläufen, oder in Moorlandschaften. Dort ist generell nicht viel los mit moderner Forstwirtschaft. Man geht sich also elegant aus dem Weg. 😉
Ingenieurbiologen hingegen interessieren sich sehr für das Gewächs: Mit ihrem dichten Wurzelwerk erfüllen Weiden eine andere, immer wichtiger werdende Funktion: Die Silberweide hält bis zu 170 Tage pro Jahr Überflutungen stand. Das schützt Ufergebiete und Abhänge vor Erosion. Wer sich ein Grundstück in exponierter Hanglage oder Flussnähe zulegt, könnte mit einer Weide als Baumfreundin im Garten mehr bekommen, als einen riesengroßen Palmkätzchenstrauch zu Ostern.
Haben Sie oder hat jemand in Ihrer Familie noch einen altmodischen Flechtkorb? Vermutlich die Oma. Diese Körbe, meist aus Weidenzweigen, sind total aus der Mode gekommen, weil man sie nicht zusammenklappen oder falten kann. Zuhause stehen sie immer im Weg herum. Auch als Transportkorb für Haustiere ist eine leicht zu desinfizierende Plastikbox eindeutig praktischer. In alten
Fachwerkhäusern wurden Weidenzweige als Baumaterial verwendet. Stahlbeton geht zwar auch irgendwann kaputt, hält aber mehr Gewicht aus, und ist eindeutig besser für den Brandschutz.
Essen kann man die Weide und ihre Blätter nicht, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass Sie schon Salicylsäure eingenommen haben. Das als "Aspirin" bekannte Schmerzmittel wurde früher aus der Rinde von Weiden gewonnen, und wird heute synthetisch hergestellt. Es dient auch als Blutverdünner und dient - bei bestehenden Vorerkrankungen - zur Vorbeugung von Herzinfarkten und Schlaganfällen. Survival-Tip: Die Rinde kann man immer noch als Tee aufbrühen, danach extrahiert der menschliche Körper die Salicylsäure aus den diversen Bestandteilen selbst. Ausprobieren wollte ich das nicht. Das Gebräu schmeckt garantiert nicht besonders lecker, und ist auch nicht so gut zu dosieren wie eine Tablette.
Wie die meisten (Heil-)Pflanzen hat auch die Weide diverse symbolische Bedeutungen. Hier muss ich heute eine wichtige interkulturelle Warnung aussprechen: In der chinesischen Kultur gilt die Weide als Symbol für Frühling, sexuelles Verlangen und Freudenmädchen. Unter "Blumen-und-Weiden-Hof" versteht man in China ein Bordell. Eigentlich wollte ich noch was über Wünschelruten schreiben, aber ich glaube das wäre in diesem Kontext missverständlich. 😅
Siehe auch: Richtig oder falsch?, Niesmitlust, Himmelsschlüssel?, Miesmäuliges Froschgesicht, Die Größe ist entscheidend, Wertschätzung, Was bist du denn für eine*r?, Intelligenztest für Bienen, Verquarkste Ufopilze, Es war die Flügelnuss und nicht die Esche, Iiii, wie hässlich!, Osterstrauß, Tristesse, Wasserfestes Heilkraut
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