Dienstag, 2. April 2024

Farbintensiv

27 mm | 1/500 s | f1,6 | ISO 50 | Smartphone

#Botanik #rot #grün #Farbkontrast
#Frühling2024

"Es ist schon wieder April, dabei sind wir doch gerade erst in 2023 gestartet!", sagte der junge Verkäufer in der Bäckerei letzte Woche, mit einer Mischung aus Erstaunen und Unverständnis. 2023 ist kein Tippfehler, das hat er wirklich so gesagt. Gemeint hat er sicher 2024, aber ich schreibe auch noch manchmal 2023, wenn ich irgendwo ein Datum eintragen muss. Dabei ist Ostern 2024 auch schon wieder geschafft, und erholsam war es in meinem Fall nicht. Die Feiertage haben den normalen Alltagsrhythmus durcheinandergebracht, und meine Mutter vergewissert sich per Kalender, Fernsehprogramm und durch Rückfragen bei mir, welchen Tag wir denn heute haben.
Was sagt Ihr Zeitgefühl? Sind Sie auch so ein bisschen verloren in Zeit und Raum?

Die dunklen Wintermonate sind vorbei, das ging irgendwie schneller als gedacht. Momentan staune ich jeden Tag, wenn ich all die mehr oder weniger gleichzeitig blühenden Frühlingsboten sehe: leuchtende Magnoliensträucher, violette Blümchenteppiche durchziehen die sattgrünen Wiesen, dazwischen stehen Gruppen von Narzissen und Tulpen - alles poppt scheinbar im Zeitraffertempo hoch. Auch die winterlich kahlen Baumsilhouetten zeigen sich quasi über Nacht in zartem Gelbgrün oder mit strahlend weißen Blüten. Fürs kommende Wochenende erwarten uns dann 28°C und Sommerwetter?! Es fühlt sich gerade an, wie ein Schleudergang in der Waschtrommel. Wettertechnisch ist es das genaue Gegenteil zum letzten, wirklich tristen Frühjahr.

Die knallig roten Blüten sind mir heuer zum ersten Mal so richtig aufgefallen, aber auch nur, weil das frische Grün daneben besonders intensiv leuchtet. Im ersten Moment hatte ich mich gefragt, ob die Pflanzen echt sind. 😅 Die Sträucher stehen seit vielen Jahren an einer schnöden Ecke zwischen einem Parkplatz und einer U-Bahntreppe, weitgehend unbeachtet. Das Fotomotiv hat mich wieder dazu gebracht, meinen botanischen Horizont zu erweitern: Es handelt sich um eine Japanischen Zierquitte, also einen Zierstrauch, der während des Jahres eher unscheinbar vor sich hin vegetiert, und fiese Stacheln hat. Dafür hält er Temperaturen von -20°C (oder mehr) aus, und gedeiht auch an sonnenabgewandten Standorten, also ideal für "unter dem Mittleren Ring" in einer urbanen Betonwüste.

Diese Pflanze ist nicht nur hübsch und bienenfreundlich, wenn sie von März bis Mai blüht, sie bildet im Herbst auch vier bis sieben Zentimeter große Früchte, die bei Vögeln heiß begehrt sind, und in reifem Zustand aromatisch duften.

"Ab September kann man die Früchte zwar nicht roh verzehren, aber zu Saft und Gelee weiterverarbeiten. Sie enthalten so viel Pektin, dass man kein Geliermittel braucht. Gern kombiniert man sie deshalb auch mit anderen Früchten. In ihrer Heimat Japan verwendet man die Früchte auch zur Parfümherstellung. Im Zimmer können Sie den Duft genießen, wenn Sie ein paar Früchte der Japanischen Scheinquitte in einer Schale auf dem Tisch aufstellen. Ernten sollte man sie auf jeden Fall vor dem ersten Frost." (Wikipedia)
Vorausgesetzt man ist schneller als die hungrigen Vögel, möchte ich an dieser Stelle hinzufügen, denn die Früchte sind mir bisher nicht aufgefallen. 😉

"Sie sind lange lagerfähig und können deshalb gut im Wäscheschrank zur Duftübertragung zwischen Taschentücher oder Unterhemden gelegt werden. In ihrem Kernhaus sind sehr viel mehr Samen als in Äpfeln. Das Fruchtfleisch ist sehr würzig und enthält unter anderem Zucker und Ascorbinsäure. Eine beliebte Zubereitungsart ist, es als fruchtige Würze in der Holundersuppe mitzukochen." (mein-schoener-garten)

Beim urbanen Standort dieser Zierquitten würde ich auf den Verzehr der Früchte verzichten, aber wenn ich im Herbst zwei oder drei dieser Exemplare ergattern kann, werde ich mal testen, ob sie wirklich so aromatisch duften. 😊 Bei meinem aktuellen Zeitgefühl ist September quasi übermorgen, darum muss ich jetzt erst mal die Zeit anhalten. Das geht am besten, wenn man dem Gras beim Wachsen zuschaut. 

Heute vor einem Jahr: Allein allein?
Heute vor zwei Jahren: Schneekappe
Heute vor fünf Jahren: Hand aufs Herz

Siehe auch: Zeitwahrnehmung, Tempus fugit, Keine Zeit...?, Sagenhafter Schlüsselbund, Wasserfestes Heilkraut, Tristesse, Zumindest freundlich, Zartgrün vor Grau, Osterstrauß, Kätzchenblüte, Traumzeit, Im Blütenrausch, Sommerfrucht, #Botanik, Aprilkäfer

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