Montag, 12. Februar 2024

Das Finanzamt hat Durst!

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#Schleichwerbung  #Crowdfunding

Was mach ich heute am Rosenmontag im Blog? Es gibt gerade wenig tagesaktuelle Motive, und eins ist langweiliger als das andere. 😅 Meine Mutter sitzt wie immer vor dem TV, schaut sich schon seit Stunden die Live-Übertragung des WDR aus Köln an, und bemängelt, dass sie bisher noch keine Politiker gesehen hat. Aber mitfahren würde sie gerne auf einem dieser Wägen, um mit vollen Händen Kamellen in die Zuschauermenge zu werfen, bis nichts mehr da ist. Die Kostümierten am Straßenrand, so ihre erste Einschätzung, sind gar nicht so lustig, wie sie es an so einem Tag sein sollten.
"Die machen alle Gesicher, als wären sie gar nicht da", stellte meine Mutter fest, als ich das benutzte Geschirr abräumte, das sich im Verlauf des Wochenendes angesammelt hatte. "Alaaf!"
Ja, es ist schön, wenn die Mutter Spaß und Unterhaltung hat. Vor dem Fernsehbildschirm hat sie das Gefühl, überall live mit dabei zu sein, ganz nah am echten Leben, und trotzdem in der Sicherheit ihres häuslichen Wohnumfelds.

Was mich umtreibt, interessiert sie nicht so sehr, das ist ja auch kompliziert, so wie der Hintergrund meines arrangierten Werbe-Stilllebens. Sie sehen Biergutscheine, und zwar jede Menge davon, denn gestern war wieder Zahltag für die Crowdfunding-Gemeinde, zu der auch ich seit vielen Jahren gehöre. Junge Unternehmen direkt vor der Haustür zu unterstützen finde ich gut, und wenn das Produkt lecker ist, sowieso. Wie viele moderne Erfolgsgeschichten startete auch das Giesinger Bräu in einer Garage, das war im Jahr 2006, und es war die erste Brauereineugründung in München seit mehr als 200 Jahren!

3,8 Millionen Euro mussten bisher investiert werden. Etwa zwei Drittel der erforderlichen Geldsumme kamen von der Bank, "den stolzen Rest mussten wir aus Eigenkapital bestreiten. Ohne unsere vielen Unterstützer wären wir heut nicht da, wo wir sind",  ist auf der Internetseite des Giesinger Bräu zu lesen.
Im ersten Jahr hätte ich mutiger sein sollen, denn da gab es noch 8% Bierzinsen, jetzt sind es 6%. Das ist eine gute Rendite, aber wenn man so einen hoch offiziellen Nachrangdarlehensvertrag erhält, auf dem in großen Lettern geschrieben steht, dass man möglicherweise das gesamte investierte Kapital (nebst erhofften Zinsen) verliert, ist das schon ein Hinweis, dass man als Crowdfunder nicht übermütig werden sollte. Außerdem muss man sich bei einer Brauerei überlegen, wieviel Bier man in einem Jahr trinken will: Der Deal ist, dass man jedes Jahr, je nach Investitionssumme, Zinsen in Form von Bierzeichen erhält. Die kann man dann gegen Bier, aber auch im Restaurant gegen andere Naturalien eintauschen. Im Discounter oder in der Bäckerei kann man diese Gutscheine also nicht einlösen. 😆

Am Erfolg des Giesinger Bräu habe ich nie gezweifelt, aber so etwas wie die "Corona-Jahre" hatte damals noch keiner auf dem Schirm. Das ist alles gut überstanden, und jetzt warte ich auf den Tag, an dem Steffen mit seiner Frau das erste Mal als Oktoberfestwirt auf der Wiesn einzieht. Das gestern als Freibier ausgeschenkte Festbier war auf jeden Fall oktoberfesttauglich.
Dass Steffen mir 2012 sein Gebräu zu meiner Büroeinweihung spendiert und die Kisten sogar  persönlich vorbei gebracht hat, werde ich nie vergessen. Also Crowdfunding, na klar! Neu ist nun seit letztem Jahr, dass auch das Finanzamt mittrinken will. In einem Newsletter erfuhr die Gemeinschaft: 

"Die Finanzverwaltung hat sich etwas Neues ausgedacht. Dieses Mal für CrowdfundingInvestments. Wie Ihr sicher wisst und wir immer wieder betonen, sind Kapitalerträge aus Crowdinvestments grundsätzlich steuerpflichtig. Es fällt dabei die Kapitalertragsteuer (KEST) an, eine pauschale Abgeltungssteuer in Höhe von 25 Prozent, zuzüglich 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag. Darüber hinaus kann auch Kirchensteuer anfallen. Durch mehrere Änderungen im Einkommensteuergesetz wird der Kapitalertragssteuerabzug bei Kapitaltransaktionen über Internet Dienstleistungsplattformen (wie zum Beispiel Crowdfunding-Plattformen) seit 1.1.2023 neu geregelt."

30% Steuern auf Verzehrgutscheine!?
Ah, die Politik tut ja doch etwas. Gesetzesänderungen wie diese gehen im medialen Getöse ums Heizungsumbaugesetz komplett unter, aber das macht nichts: Das Finanzamt meldet sich schon mit seinen Nachforderungen. Deswegen hebe ich mir jetzt einige von diesen schönen Gutscheinen auf, die schicke ich dann ans Finanzamt. Oder noch besser: Ich bringe sie dem oder der Bearbeiter*in persönlich vorbei: Rückkehr zum Naturalienhandel. 😁 

Siehe auch: Dramaturgisch notwendig, Kräuterlikör 22 Karat, Nicht jugendfrei, aber dramaturgisch notwendig, Mehr weg als da, Kaloriensparkalkulation, Andersherum betrachtet, Out of OrderBringt's was?, Pegasus, der Packesel, Mutmachung, Sendeschluss, Startklar

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