Rama dama ist bairisch und bedeutet "Wir räumen auf". Geprägt wurde dieser Ausdruck im Oktober 1949 vom damaligen Münchner Bürgermeister Thomas Wimmer. Damals ging es um die Beseitigung der Kriegsschäden und Schutthalden in der Stadt. Heute ist der Begriff eine Bezeichnung für das gemeinsame, ehrenamtliche Aufräumen. Im digitalen Zeitalter erfolgen Aufrufe zum
Rama Dama zum Beispiel über die Plattform nebenan.de, die auch Checklisten zur Verfügung stellt, wenn man eine solche Aktion in der eigenen Nachbarschaft starten will.
Unterstützt wird man in München vom Abfallwirtschaftsbetrieb (AVM), der Werkzeuge und Container zur Verfügung stellt, und den gemeinschaftlich gesammelten Müll anschließend abtransportiert. Allerdings darf in den Wäldern, Wiesen und Flussauen aus Gründen des Naturschutzes nur zwischen Oktober und Mitte März ein Rama Dama durchgeführt werden. Zumindest theoretisch. Wenn die Mitarbeiter der Stadt nicht jeden Morgen auf den Sandbänken am Flaucher aufräumen würden, sähe es dort binnen kürzester Zeit aus, wie auf einer Müllhalde. Gerechterweise muss aber auch gesagt werden, dass viele Mitmenschen mittlerweile recht ordentlich mit den Grünflächen direkt am Fluß umgehen. Leider ist das (noch) nicht überall so.
Als im Frühjahr ein Aufruf zum Rama Dama in meinem Postfach landete, war ich schon fast bereit, mich als Freiwillige zu melden. Man kann ja nicht dauernd im Blog herumblöken, und dann bei sinnvollen Aktionen zuhause sitzenbleiben. Oder doch? Das Stichwort lautet "sinnvoll".
Eine steile These
Mir kommt das Verhalten mancher Mitmenschen vor, wie das von Alkoholikern. Eigentlich weiß jeder, dass Müll in der Natur nichts verloren hat. Trotzdem bleiben die Einwegverpackungen auf der Straße, in den Grünanlagen und auf Spielplätzen einfach liegen. Sie werden gerne auch auf Fensterbrettern, Parkbänken oder an Gartenzäunen abgestellt. Es gibt immer Pflichtbewusste und Ordentliche, die diesen Anblick nicht ertragen können, und den Müll kurzerhand wegräumen. Als ich im Gedanken ans geplante
Rama Dama nach Hause ging, kamen mir drei Jugendliche entgegen, die ihre McDonalds-Becher johlend ins Gebüsch schleuderten, und sich dabei absolut cool fanden. In diesem Moment war meine Entscheidung gefallen: Ich werde meine wertvolle Freizeit nicht zum Aufräumen opfern, weil es sinnlos ist. Eine Woche später müsste ich wieder von vorne anfangen. Es hört nicht auf.
Wenn wir hinter den Mülljunkies herräumen, verhalten wir uns wie Co-Abhängige: Wir halten das System endlos am Laufen. Das gut gemeinte Aufräumen ändert nichts am Bewusstsein derer, die den Müll verursachen, im Gegenteil. Das Problem besteht weiter, es verschwindet nur aus dem Blickfeld. Genauso gut kann man eine rote Warnleuchte am Auto zukleben, und sich darüber freuen, dass alles wieder hübsch aussieht.
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